Cyberbiologie (Cyber-Bio-Security): Das unterschätzte Feld
Einleitung
Laboratorien, Biotech-Unternehmen und das Gesundheitswesen sind heute hochgradig digitalisiert. Die Grenzen zwischen Cybersicherheit und biologischer Sicherheit verschwimmen zunehmend. Genau hier setzt die Cyberbiologie – auch bekannt als Cyber-Bio-Security oder Cyberbiosecurity – an.
Sie beschreibt ein neues interdisziplinäres Feld, in dem digitale und biologische Risiken zusammentreffen. Was bisher wie Science-Fiction klang, ist Realität: Ein Cyberangriff kann heute direkte biologische Konsequenzen haben – etwa wenn Hacker Laborgeräte manipulieren, genetische Daten entwenden oder Patientendatenbanken angreifen. Umgekehrt kann Biotechnologie missbraucht werden, um Cyberangriffe zu erleichtern, beispielsweise durch DNA-Sequenzen, die Schadcode enthalten.
Die Kombination von Bio- und Cyberrisiken ist eine der am meisten unterschätzten Gefahren unserer Zeit.
Was umfasst Cyberbio-Security?
Cyberbio-Security beschreibt die Schnittstelle von Cyber- und Biosicherheit und umfasst drei zentrale Bereiche:
- Digitale Risiken in Laboren und im Gesundheitswesen
- Angriffe auf Laborrechner, Pipettierroboter, Inkubatoren oder Prozesssteuerungen
- Sabotage von Experimenten oder Diebstahl sensibler Forschungsdaten
- Angriffe auf Kliniken oder Pharmaunternehmen
- Biologische Risiken durch Cybertechnologie
- Gestohlene DNA-Sequenzen könnten genutzt werden, um Pathogene zu designen
- Synthetische Biologie ermöglicht theoretisch die Herstellung von Krankheitserregern auf Basis digitaler Daten
- Schutz bio-digitaler Systeme
- Elektronische Patientenakten und Genomdatenbanken müssen vor Manipulation geschützt werden
- Vernetzte medizinische Geräte sind potenzielle Einfallstore
- IT- und Biosicherheit müssen gemeinsam gedacht werden
Aktuelle Bedrohungsszenarien
- Datenbank-Hacks während der COVID-19-Pandemie
Staatlich orchestrierte Angriffe zielten auf Impfstoff-Forschung. Es ging um „intellectual property war“ auf biomedizinisches Know-how.
- Manipulation von Laborgeräten
Angreifer könnten Geräte überhitzen, Kulturen zerstören oder Sicherheitsbarrieren umgehen.
- Missbrauch offener DNA-Sequenzen
Immer mehr genetische Daten sind öffentlich. Hacker könnten diese nutzen, um Sicherheitskontrollen von DNA-Synthesefirmen zu umgehen.
Warum ist das Feld unterschätzt?
- Silo-Denken: IT-Experten kennen selten die Risiken in der Biologie – und umgekehrt.
- Mangelndes Bewusstsein: Es gibt bislang wenige öffentlich bekannte Vorfälle. Viele denken: „Unser Labor ist biologisch sicher, warum sollten wir Ziel von Hackern sein?“
- Regulatorische Lücken: Biosafety ist stark reguliert, Cybersecurity auch – aber die Schnittstelle dazwischen bleibt ungeschützt.
Die Folge: Kaum jemand fühlt sich verantwortlich. Damit fehlen Budgets und Strukturen für ein systematisches Vorgehen.
Schutzmaßnahmen & Best Practices
- Interdisziplinäre Teams bilden
- IT-Security-Teams mit Labor- und Biologie-Experten ergänzen
- Gegenseitiges Verständnis schaffen
- Netzwerksegmentierung in Laboren
- Trennung von Labor-Netzen und Büro-Netzen
- Isolierung kritischer Geräte, möglichst ohne Internetzugang
- Strikte Zugangskontrollen & Überwachung
- Multi-Faktor-Authentifizierung für sensible Systeme
- Physische Zugangskontrollen in Laboren
- Integritätsschutz für Daten und Proben
- Blockchain oder Prüfsummen zur Sicherstellung unveränderter Daten
- Manipulationssichere Logbücher für Proben und Analysen
- Notfallpläne & Backups
- Offline-Backups von Forschungs- und Patientendaten
- Szenarien für Krisenkommunikation und schnelle Wiederherstellung
- Awareness & Training
- Laborpersonal sollte Grundkenntnisse in IT-Sicherheit erwerben
- IT-Personal muss die Abläufe in Laboren verstehen
Fazit: Warum Cyberbio-Security jetzt auf die Agenda gehört
Cyberbio-Security mag wie ein Nischenthema wirken – tatsächlich betrifft es aber die Sicherheit von Menschenleben, Forschung und ganzen Wirtschaftszweigen.
Ein Angriff auf biomedizinische Systeme könnte nicht nur finanzielle Schäden und Vertrauensverlust verursachen, sondern auch reale Gesundheits- und Umweltgefahren
Wir stehen an einem Wendepunkt: Biotechnologie, Medizin und Agrarwirtschaft entwickeln sich rasant, gleichzeitig nimmt die Abhängigkeit von digitalen Systemen zu. Cyberbio-Security muss Teil jeder strategischen Planung werden – bevor es zum ersten großen Vorfall kommt.
Teichmann International: Brücke zwischen IT & Biotechnologie
Die Teichmann International (IT Solutions) AG versteht sich als Partner an der Schnittstelle von Cyber- und Biosicherheit. Wir bieten:
- Security-Assessments für Forschungseinrichtungen: Analyse von IT-Schwachstellen und laborspezifischen Risiken.
- Sicherheitskonzepte für Labore: Netzwerksegmentierung, Monitoring-Lösungen, Schutz genetischer Daten.
- Awareness-Programme & Schulungen: IT-Personal lernt Laborprozesse kennen, Laborpersonal erhält Cybersecurity-Know-how.
Durch unseren interdisziplinären Ansatz helfen wir Organisationen, blinde Flecken zu schließen und die digitale und biologische Sicherheit ganzheitlich abzusichern.