Die Digitalisierung hat auch in der Immobilienwirtschaft einen tiefgreifenden Wandel ausgelöst. Unter dem Begriff Property Technology (PropTech) vollzieht eine traditionell eher konservative Branche eine digitale Transformation. Online-Plattformen für Immobiliengeschäfte, intelligente Gebäudetechnik und datenbasierte Services eröffnen neue Geschäftsfelder. Gleichzeitig entstehen erhebliche Cyberrisiken: Vernetzte Systeme vergrößern die Angriffsflächen für Hacker, während viele Unternehmen bislang nicht ausreichend gegen digitale Bedrohungen gewappnet sind. Der Beitrag skizziert typische Gefahren und zeigt technische wie rechtliche Schutzansätze, die eine sichere digitale Weiterentwicklung ermöglichen.
Mit der Nutzung von Plattformen für Verwaltung, Finanzierung und Vermietung rücken vertrauliche Informationen wie Kunden- und Vertragsdaten verstärkt in den Fokus. Diese sind bei unzureichender Absicherung besonders anfällig für Angriffe. Gerade PropTech-Start-ups setzen oft auf schnelles Wachstum und vernachlässigen anfangs die Sicherheit. Unzureichend geschützte Webanwendungen öffnen Tür und Tor für SQL-Injections, Datenabflüsse oder die Übernahme von Nutzerkonten.
Doch auch etablierte Marktteilnehmer sind gefährdet: Smart-Building-Technologien, die Heizungs-, Klima- oder Zutrittssysteme online steuern, eröffnen neue Angriffsszenarien. Manipulationen können Sachschäden und erhebliche Folgekosten nach sich ziehen. Je größer ein Gebäude und je stärker es digitalisiert ist, desto komplexer und weitreichender sind mögliche Angriffsmuster.
Die Gefahren reichen von Social-Engineering-Strategien bis hin zu hochentwickelten Cyberattacken. Phishing-Mails oder Täuschungsanrufe gehören zu den meistgenutzten Einstiegsvektoren: Mitarbeiter werden dazu verleitet, Passwörter preiszugeben oder verseuchte Anhänge zu öffnen. Auch die Manipulation von Zahlungsinformationen ist ein wiederkehrendes Risiko, das hohe finanzielle Schäden verursachen kann.
Hinzu treten klassische Cyberangriffe: Ransomware kann ganze Unternehmen lahmlegen, veränderte Zahlungsinformationen den Geschäftsverkehr blockieren und Attacken auf Cloud-Dienste die Integrität zentraler Datenbestände gefährden. Besonders problematisch sind Lieferketten-Angriffe, die Schwachstellen bei Dienstleistern oder Zulieferern ausnutzen.
Darüber hinaus ist die Immobilienwirtschaft stark von IoT-Risiken betroffen: Von unsicheren Überwachungskameras bis zu anfälligen Automatisierungssystemen reicht das Spektrum. Schon heute berichten große Immobilienunternehmen von Hunderten Angriffen jährlich – ein Trend, der sich weiter verstärken dürfte.
Juristisch greifen mehrere Ebenen ineinander. Auf EU-Ebene verpflichtet die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) Unternehmen, personenbezogene Daten nach dem Stand der Technik abzusichern. Verstöße ziehen hohe Bußgelder nach sich und bergen erhebliche Reputationsrisiken.
Das deutsche IT-Sicherheitsgesetz (IT-SiG 2.0) schreibt zusätzlichen Schutz für Betreiber kritischer Infrastrukturen vor. Immobilienunternehmen gehören zwar nicht zwingend dazu, können jedoch einbezogen sein, wenn sie bestimmte Versorgungs- oder Kommunikationsleistungen erbringen. Dann gelten Pflichten wie Angriffserkennungssysteme und Meldepflichten für Sicherheitsvorfälle.
Darüber hinaus ist der Cyber Resilience Act (CRA) von Bedeutung: PropTech-Unternehmen, die digitale Produkte entwickeln oder vertreiben, fallen unmittelbar unter die neuen europäischen Vorgaben und müssen entsprechende Compliance-Strukturen implementieren.
Zur Minimierung der Risiken bedarf es durchdachter Maßnahmen. Auf technischer Ebene sind segmentierte Netzwerke und Zero-Trust-Architekturen zentrale Schutzmechanismen. Zugriffsrechte sollten durch Identity- und Access-Management, Multifaktor-Authentifizierung und rollenspezifische Rechte abgesichert werden.
Ein professionelles Schwachstellen- und Patch-Management ist unverzichtbar: IoT-Geräte müssen kontinuierlich aktualisiert und bekannte Sicherheitslücken zügig geschlossen werden. Ergänzend helfen Intrusion-Detection-Systeme und Anomalieerkennung, Angriffe frühzeitig zu entdecken.
Organisatorisch ist ein spezialisiertes Cybersecurity-Team notwendig, das technische Maßnahmen mit den rechtlichen Vorgaben verzahnt, beispielsweise im Hinblick auf Meldepflichten nach DSGVO oder IT-SiG 2.0. Zudem sind Mitarbeiterschulungen unerlässlich, da menschliche Fehler nach wie vor zu den größten Sicherheitsrisiken zählen.
Ein weiterer zentraler Baustein sind Notfallpläne und Business-Continuity-Strategien. Unternehmen müssen gewährleisten, dass sie auch während und nach einem Angriff handlungsfähig bleiben und geschäftskritische Prozesse weiterlaufen können. Dazu gehört die Wiederherstellung von IT-Systemen ebenso wie die Kommunikation mit Investoren, Kunden und Aufsichtsbehörden.
Besonders wirksam ist ein interdisziplinärer Ansatz, der IT, Recht und Unternehmensführung verbindet. Orientierung bieten anerkannte Standards wie ISO/IEC 27001, die klare Vorgaben für Informationssicherheitsmanagementsysteme enthalten. Externe Sicherheitsprüfungen und regelmäßige Penetrationstests ergänzen die interne Kontrolle.
Gerade PropTech-Start-ups sollten von Beginn an Datenschutz- und Sicherheitsbeauftragte einbeziehen, um regulatorische Anforderungen frühzeitig zu berücksichtigen und teure Nachrüstungen zu vermeiden. Auch die Zusammenarbeit mit externen Sicherheitsspezialisten kann helfen, die wachsenden Bedrohungen professionell zu bewältigen.
Schließlich sollte Cybersicherheit auch als strategisches Investment verstanden werden. Sicherheitsausgaben stärken nicht nur die Abwehr, sondern erhöhen das Vertrauen von Investoren, Mietern und Geschäftspartnern. So tragen sie dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern und die digitale Transformation nachhaltig zu gestalten.